Baakenhafen
Wohnen und arbeiten in doppelter Wasserlage
Am größten Hafenbecken der HafenCity wächst eine eindrucksvolle Mischung für eine breite Bevölkerungsschicht
Auf beiden Seiten des längsten Hafenbeckens der HafenCity werden die Konturen eines nachhaltigen „urbanen Dorfes“ inmitten der Großstadt zunehmend sichtbar. Es entsteht ein grünes, sozial gemischtes Wohn- und Freizeitquartier mit einem differenzierten, intensiv öffentlich geförderten Wohnungsangebot mit insgesamt rund 2.400 Wohnungen. Die unterschiedlichen Konzepte decken eine sehr große Bandbreite an Wohnformen ab und richten sich z.B. auch an Studierende und ältere sowie pflegebedürftige Menschen, da unterschiedliche soziale Träger in die Entwicklung der Wohnkonzepte mit eingebunden sind. Gleichzeitig entstehen auch circa 2.200 Arbeitsplätze in besonderer Umgebung.
Den städtebaulichen Wettbewerb für das Quartier hatte das Büro APB Architekten (Hamburg) für sich entschieden. Der Entwurf überzeugt insbesondere mit einer moderaten Höhenstaffelung der Gebäude. Durchweg entstehen sieben Geschosse mit an der Südseite mitunter auch halb offenen Blockstrukturen sowie einige kleinere offene Varianten. Zur Elbe öffnen sich großzügige Höfe und bilden dort eine prägnante Stadtkante durch kleinere Querriegel. Die rhythmisierte Blockbebauung der nördlich, zwischen Hafenbecken und Versmannstraße gelegenen Grundstücke gewährleistet einen deutlichen Schutz vor den Lärmauswirkungen der Straße und der Bahntrasse: U-förmig öffnen sich die Gebäude zum Baakenhafen und bilden damit gleichzeitig einen Riegel zur Straße. Dadurch werden nicht nur die wasserseitigen Höfe und die Wohnungen effektiv vor Lärm geschützt, gleichzeitig profitieren die gesamte zukünftige Bewohnerschaft von der Wasserseite.
Zentraler Park im Hafenbecken
Als im Frühsommer 2018 fast 25.000 Menschen bei bestem Wetter mit Hamburgs Erstem Bürgermeister die Eröffnung des Baakenparks feierten, schloss sich ein über sechs Jahren zuvor eröffneter Kreis. 2012 hatte das Atelier Loidl (Berlin) den international ausgelobten Freiraumwettbewerb zum Quartier mit einem eindrucksvollen Entwurf klar für sich entschieden. Das Landschaftsarchitekturbüro pflanzte kurzerhand in die Mitte des Hafenbeckens eine neue 1,6 ha große Halbinsel, die verschachtelt und über mehrere Ebenen genügend Raum für einen ganz besonderen Spielplatz, Fußballflächen, Bäume und Wiese sowie den imposanten „Himmelsberg“ bietet. Sie legten damit den planerischen Grundstein für einen grünen Begegnungsort, der gleichzeitig der Unterhaltung und der Erholung dient.
Harmonisch bettet sich der Baakenpark in das Wasser zwischen den beiden Landzungen, deren Promenaden zur Elbe und zum Baakenhafen zunehmend eine hohe Begegnungs- und Bewegungsqualität bieten. Schon seit Herbst 2017 ist es möglich, direkt vom Baakenpark über eine Fußwegebrücke über die am Nordufer des Baakenhafens gelegene Promenade Versmannkai ins Quartier Am Lohsepark, ins Elbtorquartier, ja sogar bis hin zur Ericusspitze zu flanieren, ohne überhaupt eine Straße zu queren. Eine weitere wichtige Quartiersachse ist die Baakenhafenbrücke. Sie sichert die verkehrliche Erschließung der östlichen HafenCity südlich des Baakenhafens.
Mobilität der Zukunft
In der gesamten östlichen HafenCity entsteht ein stationsbasiertes, quartiersübergreifendes und in den Tiefgaragen verortetes Carsharing-System für die Bewohnerschaft und vor Ort Beschäftigte auf 30 Prozent der privaten Stellplätze bzw. 5 Prozent der Stellplätze bei rein gewerblich oder gemischtgenutzten Gebäuden. Bei Inbetriebnahme wird die Carsharing-Flotte zu einem sehr hohen Anteil aus E-Fahrzeugen bestehen und in den kommenden Jahren schrittweise weiter anwachsen. Kombiniert mit E-Bikes und Fahrradnutzung verringert das nicht nur die Kosten der Individualverkehrsmobilität der Haushalte erheblich, zugleich wird der öffentliche Raum durch die Verlegung sämtlicher privater Stellplätze in die privaten Tiefgaragen erheblich aufgewertet und die CO2-Emission insgesamt deutlich reduziert.
Da zudem nur noch maximal 40 Pkw-Stellplätze pro 100 Wohnungen entstehen und somit ein ganzes Tiefgaragengeschoss entfallen kann, werden aber auch die Baukosten deutlich reduziert. Der Strombedarf für die Elektrofahrzeuge wird durch regenerative, zentral (im Gebäude) und dezentral (vom Energieversorgungsunternehmen) erzeugte Energien gedeckt.
Familienfreundlich wohnen
2018 wurden die ersten Wohnungen an der Nordseite des Hafenbeckens bezogen. Die Justus Grosse Projektentwicklung errichtete hier gemeinsam mit DS Bauconcept rund 150 öffentlich geförderte und frei finanzierte Wohnungen am Quartierseingang. Ein ebenfalls neu eröffneter Kiosk im Erdgeschoss versorgt Bewohnerschaft und Gäste des Baakenparks seither mit Kaffee und Eis. Kurz darauf eröffnete ein von DS-Bauconcept und der Jufa Holding GmbH errichtetes Familienhotel mit 220 Zimmern direkt nebenan. Das erste norddeutsche Haus der österreichischen auf Familienhotels spezialisierten Gruppe bietet alles rund um den Urlaub mit Kindern: vom Buggy-Verleih bis hin zu Indoor- und Outdoor-Spielanlagen, unter anderem einem Störtebeker-Schiff im Freien, das auch die Kinder der Nachbarschaft zum Spielen einlädt.
Eine spannende Mischung aus insgesamt 180 geförderten Mietwohnungen und frei finanzierten Eigentumswohnungen sowie modernem Handwerk in der Stadt entsteht an der Versmannstraße in den Creative Blocks von Garbe und der Baugemeinschaft Halbinsulaner. Ins Manufakturwerk auf der Ostseite des Baufeldes werden zahlreiche kleine Unternehmen einziehen, die ihre Manufakturprodukte in den dortigen Räumen nicht nur überwiegend individuell fertigen, sondern auch verkaufen oder im Rahmen von Veranstaltungen und Sonderausstellungen präsentieren können. Traditionelles Handwerk soll für die Gäste auch in Verbindung mit einem attraktiven Gastronomieangebot sinnlich erlebbar werden. Auf dem westlichen Teil des Grundstücks wird ein „Co-Living-Concept“ ein besonderes Wohnangebot für Menschen schaffen, die die Privatsphäre einer eigenen Wohnung schätzen, aber gleichzeitig eine vielfältige nachbarschaftliche Gemeinschaft erleben möchten. Auf den Wohnetagen und im Erdgeschoss des Hauses wird es besondere Angebote für das gemeinschaftliche Leben, wie z. B. eine große Küche zum gemeinsamen Essen, ein Musikzimmer und eine Bibliothek geben. Dazwischen setzt die Baugemeinschaft Halbinsulaner ein Wohnprojekt von freiberuflich Tätigen (überwiegend aus den Bereichen Kreativwirtschaft, Architektur, Wohnen und Medien) um. Highlight wird das KreaTiefgeschoss, eine über drei Stockwerke reichende Gemeinschaftsfläche an der Promenade.
Der benachbarte Campustower bietet innovative, flexible Bürokonzepte mit teilweise gedeckelten Mieten für Start-ups, Flächen der gegenüberliegenden HCU sowie den Hauptsitz der für das gesamte Projekt verantwortlichen Garbe-Gruppe. Hinzu kommen geförderte Mietwohnungen sowie Eigentumswohnungen in einem ruhig am Wasser gelegenen Wohngebäude mit Ausrichtung auf den Baakenhafen. Die zur Grundstückseinheit mit dem Sports-Dome gehörende Fläche der Frank-Gruppe mit der Baugemeinschaft Ankerplatz ist ebenfalls im Bau. Hier sollen neben dem Wohnraum der Baugemeinschaft frei finanzierte Miet- und Eigentumswohnungen sowie geförderter Wohnraum entstehen. Eine Besonderheit ist die Kooperation mit dem sozialen Träger Alsterdorf Assistenz, in deren Rahmen insgesamt 17 Wohnungen an Menschen mit Behinderungen vermietet werden. Das Projekt der PB Sports-Dome Management GmbH selbst wird eine vielfältige und gleichzeitig energieeffiziente Indoor-Freizeitanlage für über 25 Trendsportarten.
Komplette Infrastruktur: Marktplatz, Kita, Grundschule
Auf dem südlichen Quartiersteil entsteht rund um den zentralen Lola-Rogge-Platz ein attraktiver Marktplatz als Quartierszentrum. In den Erdgeschossen eröffnen ein Frischemarkt und ein Discounter sowie Gastronomieangebote. Eine öffentliche Tiefgarage unter dem Platz stärkt das Nahversorgungszentrum und berücksichtigt auch die Bring- und Holverkehre des benachbarten Bildungskomplexes, der eine vierzügige Grundschule und eine Kita bietet. Über eine angrenzende Multifunktions- und Sportfläche ist das Ensemble direkt mit dem Baakenpark verbunden. Im Erdgeschoss sind Mensa, Musikräume, Aula und Bücherei vorgesehen, auf dem Dach der Pausenhof, im Untergeschoss eine Sporthalle. Die neue Kita bietet zudem weitläufige Bewegungszonen, einen Spielplatz auf einer großen Dachterrasse sowie im Warftgeschoss ein Lehrschwimmbecken. Auf den direkt angrenzenden Grundstücken realisierten die GWG AG (Stuttgart) und die Richard Ditting GmbH & Co. KG 373 Mietwohnungen mit Elb- und Baakenhafenblick. Die Projekte umfassen u. a. Mehr-Generationen-Wohnen für Familien, Studierende, ältere Menschen sowie Menschen mit Behinderung.
Spannende Projektvielfalt
Nebenan errichten vier Baugenossenschaften (Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-Genossenschaft, Hamburger Wohnen, Bauverein der Elbgemeinden sowie Hansa Baugenossenschaft), verschiedene soziale Institutionen sowie vier Baugemeinschaften ein äußerst vielfältiges und sozial gemischtes und gefördertes Wohnungsangebot. Dazu gehören die Familien-Baugemeinschaft Tor zur Welt mit einem überwiegend in Holzbauweise entstehenden Wohngebäude, die Baugemeinschaft zur Miete Arche Nora, die sich an Frauen unterschiedlicher Generationen wendet, die Baugemeinschaft zur Miete Gemeinsam älter werden sowie die Baugemeinschaft Kammerkombinat aus künstlerisch und kulturell aktiven Menschen. Familien- und altersgerechtes Wohnen sind damit ebenso integriert, wie Sozial- und Therapieprojekte. Auf dem anschließenden Grundstück bauen mit dem Altonaer Spar- und Bauverein eG und der Baugenossenschaft Fluwog Nordmark zwei weitere Genossenschaften Mietwohnungen, von denen gut die Hälfte öffentlich gefördert wird.
Ebenfalls im östlichen Bereichs des Quartiers Baakenhafen befinden sich die drei Baugemeinschaften Gleisoase, Am Leuchtturm und Einklang sowie das Projekt The Wave, das gemeinsam von der Antaris Projektentwicklung GmbH, der Böag Beteiligungs-Aktiengesellschaft und der Baugemeinschaft Heimatmole entwickelt wird. Hier entstehen insgesamt rund 150 Baugemeinschaftswohnungen, Eigentumswohnungen und geförderte Wohnungen sowie preisgedämpfter Wohnungsbau. Auch eine betreute Wohngruppe des SOS-Kinderdorf e. V. zieht ein. Dort sollen bis zu neun Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren, die aus verschiedenen Gründen nicht bei ihren Eltern leben können, kurzfristig ein Zuhause auf Zeit finden. Jedes Kind bezieht ein eigenes Zimmer und sowohl Küche als auch Wohnzimmer bilden einen lebendigen Treffpunkt für Kinder, Jugendliche und die sie betreuenden Sozialpädagogen. Am künftigen Gretchen-Wohlwill-Platz, an der Nahtstelle zwischen den Quartieren Baakenhafen und Elbbrücken, errichtet schließlich die SAGA Unternehmensgruppe in direkter Wasserlage 181 Wohneinheiten, die allesamt öffentlich gefördert werden. Die 1,5 bis 4 Zimmer-Wohnungen bieten einen weiten Blick und Loggien zur Elbe oder zum gemeinschaftlichen Innenhof.
Prägende Baugemeinschaften
Apropos Baugemeinschaften: Sie drücken der östlichen HafenCity mit ihren Ideen einen ganz eigenen und besonderen Stempel auf – so zum Beispiel das „Sportlerhaus“: Im Erdgeschoss des neuen Gebäudes mit preisgedämpften Eigentumswohnungen soll ein Gemeinschaftsraum entstehen, der als Sport- und Begegnungsraum für die Familien der Baugruppe, aber auch als Vereinsheim für den bereits gegründeten SV Baakenhafen zur Verfügung stehen soll. Dieser wird mit seinem Sportangebot die gesamte Bewohnerschaft des Quartiers ansprechen. Auch fühlt sich diese Baugruppe dem energieeffizienten und nachhaltigen Bauen verpflichtet und realisiert ein KfW-Effizienzhaus 40. Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach liefert nachhaltigen Strom unter anderem für die gemeinschaftlich genutzten E-Lastenräder. Die Baugemeinschaft unterschreitet sogar den ohnehin ambitionierten Stellplatzschlüssel von 0,4, den das Mobilitätskonzept für die östliche HafenCity vorgibt.
Oder die Archy Nova Projektentwicklung GmbH: Sie realisiert in Partnerschaft mit DeepGreen Development über sieben Etagen ein innovatives und generationenübergreifendes Wohnmodell. Hier kommt vorrangig Holzbauweise zum Einsatz. Die ressourcenschonenden Facetten wurden mit dem Architekturentwurf bereits im Detail ausgearbeitet und umfassen die Minimierung der verbauten grauen Energie sowie ein umfassendes Stoffflusskonzept für Wasser und Biomasse. Die Fassade erhält eine Verkleidung mit karbonisiertem Holz, eine Fotovoltaikanlage und eine großzügige Begrünung. Damit ist in der östlichen HafenCity mittlerweile ein regelrechtes Zukunftslabor für nachhaltiges Bauen entstanden. Die vielen Vorhaben im Quartier Baakenhafen vermitteln nachdrücklich eine beeindruckende Palette der Konzepte für ökologisches, gemeinschaftliches und gesundes Wohnen und Arbeiten in der Stadt. Die Vielfalt hilft, neue Erfahrungen zu sammeln und neue Standards zu entwickeln, die als Stadtkonzept so noch nicht bestehen.