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Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof entsteht an der Ericusbrücke 

17.01.2022
Das Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof wird an einem eigenständigen Standort am Lohsepark in der zentralen HafenCity realisiert. Es soll in nördlicher Verlängerung des Gedenkortes, der städtebaulichen Fuge, entstehen, die den historischen Gleisverlauf kennzeichnet, von dem aus zwischen 1940 bis 1945 über 8.000 Juden, Roma und Sinti von Hamburg aus deportiert wurden.  
Ursprünglich sollte das Dokumentationszentrum im Erdgeschoss eines Gebäudes Am Lohsepark, Ecke Steinschanze entstehen. Hieran gab es Kritik, nachdem bekannt wurde, dass der Bauherr die verbleibenden Büroflächen oberhalb des geplanten Dokumentationszentrums an die Wintershall Dea AG vermietet hatte. Im März 2021 hatte darauf die Behörde für Kultur und Medien ein Mediationsverfahren initiiert, in dessen Rahmen nun unter der Leitung der Präsidentin des Hamburgischen Verfassungsgerichts, Birgit Voßkühler, eine einvernehmliche Einigung gefunden worden ist. Das Dokumentationszentrum soll ergänzend zu dem 2017 eingeweihten Gedenkort als zentraler Lernort das Deportationsgeschehen in die Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung einbetten. Es wurde seit 2017 an dem Standort Am Lohsepark / Steinschanze in einem von der Müller-Spreer & Co Am Lohsepark KG errichteten Bürogebäude auf der Erdgeschoßfläche geplant, die Eröffnung war für 2023 vorgesehen. In die Planungen waren von Anfang an Vertreterinnen und Vertreter der Rom und Cinti Union, des Landesvereins der Sinti, des Auschwitz Komitee in der B.R.D. und der Jüdischen Gemeinden sowie der Initiative Stolpersteine einbezogen.

Als Anfang 2021 bekannt wurde, dass der Bauherr die Büroflächen oberhalb des geplanten Dokumentationszentrums an die Wintershall Dea AG vermietet hatte, erhob sich Protest, da die Vorgängerfirmen der 2019 fusionierten Firmen, Wintershall und DEA, als für die Kriegswirtschaft strategisch wichtige Unternehmen von der Machtübernahme der Nationalsozialisten profitiert haben. So wurden in beiden Unternehmen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingesetzt und ausgebeutet. Eine unmittelbare Nachbarschaft des Dokumentationszentrums mit Wintershall Dea war deshalb aus Sicht der Verbände ehemals Verfolgter und ihrer Angehörigen nicht vorstellbar.
 

In dem Mediationsverfahren zeigte sich, dass eine Lösung unter Beibehaltung der gegebenen Konstellation nicht zu erreichen war. Die Verfolgtenverbände sprachen sich daher dafür aus, einen alternativen Standort für das Dokumentationszentrum zu prüfen. Dieser Ansatz hat zum Erfolg geführt.
 Auf Initiative von Herrn Müller-Spreer ist es gelungen, einen Weg für die Realisierung des Dokumentationszentrums als Solitär an einem geeigneten Standort zu finden. Herr Müller-Spreer hat zugesagt, auf eigene Kosten für das Dokumentationszentrum ein alleinstehendes Gebäude für die Stadt zu errichten und ihr zu übergeben. Es ist geplant, dass die Stadt für das zweigeschossige Gebäude ein Grundstück an der in die Innenstadt führenden Ericusbrücke am nördlichen Ende des Lohseparks zur Verfügung stellt. 

Das Dokumentationszentrum enthält eine gleichwertige Ausstellungsfläche wie im bisherigen Entwurf vorgesehen und darüber hinaus notwendige Seminarräume, Arbeitsräume und Verkehrsflächen. Wie auch zuvor geplant, wird die öffentliche Hand den Innenausbau und den Einbau der von der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte erarbeiteten Ausstellung übernehmen. Durch die Lage des künftigen Dokumentationszentrums in nördlicher Verlängerung des Gedenkortes, der Fuge, die den historischen Gleisverlauf kennzeichnet, und des Lohseplatzes, als ehemaligem Vorplatz des Hannoverschen Bahnhofs entsteht aus Sicht aller ein überzeugendes und schlüssiges Ensemble. Die inhaltliche Ausrichtung der unter dem Titel „In aller Öffentlichkeit“ vorgesehenen Ausstellung wird dadurch gestärkt.
 

Die Solitär-Lösung erfordert ein Bebauungsplanverfahren und einen Gestaltungswettbewerb für das Gebäude. Das Verfahren soll in diesem Jahr starten, so dass das Dokumentationszentrum voraussichtlich im Jahr 2026 eröffnet werden kann.
 

Die Vertreterinnen und Vertreter der Verfolgtenverbände und die weiteren Beteiligten am Mediationsverfahren begrüßen das Angebot von Herrn Müller-Spreer, ein alleinstehendes Dokumentationszentrum für die Stadt zu errichten, und halten dies für eine gute Lösung. Damit hat das Mediationsverfahren aus Sicht aller Beteiligten ein gutes Ergebnis erzielt und ist erfolgreich abgeschlossen.